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Krystalline 05.07.2021

Schon wieder war ein Monat herum und höchste Zeit, liebe Freunde zumindest virtuell wieder zu sehen. Der heutige Abend stand unter dem Thema „Die gute alte Postkarte und ich – eine komplizierte/komplizenhafte Beziehung„, vorgeschlagen von unserem Junker Josef. Und das eine oder andere Schätzchen hatte er auch im Gepäck…

Historisches zur Postkarte

Die Postkarte gibt es seit dem 19. Jahrhundert und war ein Ersatz für den Brief, da kein Umschlag benötigt wurde. Zwar war der Text offen, aber da damals in Paris oder Wien die Post 5-7x täglich ging, war es ein sehr schnelles Kommunikationsmedium. Ob für Grüße an Freunde oder die Liebeserklärung an den Schwarm, die Postkarte war – bevorzugt mit handschriftlichen Notizen auch auf der Bildseite versehen – das ideale Mittel zum Zweck.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden auch offizielle Anfragen und Mitteilungen, auch an Ämter, per Postkarte verschickt. Ebenso bürgerten sich „Antwortkarten“ ein, etwa zur Bestätigung der Teilnahme oder Absage für größere Feiern.

Postkarten und Schlaraffia

Auch bei den Schlaraffen waren Postkarten in Gebrauch. Gezeigt hat Junker Josef eine solche aus dem Reych Bruthia (Bayreuth), aber wie von Ritter Salomon zu erfahren war, hatte auch die Colonia eigene Postkarten mit Bildern der Burg. Bilder dürfen aus urheberrechtlichen Gründen leider nicht veröffentlicht werden.

Briefmarken & Co.

Diskutiert wurde darüber hinaus das Porto: Zählt das Gewicht der Briefmarke zum Gewicht dazu? Warum wird das max. Gewicht einer Postkarte mit 500 g / qm angegeben, aber dann üblicherweise im Format C6 angeboten?

Postkarten und das Briefgeheimnis – ja oder nein?

Ritter Salomon, der sich selbst als „Besserwisser der Colonia“ bezeichnete, ergänzte souverän aus seinem Fachwissen, dass die Postkarte nicht unter das Postgeheimnis fällt und keine Straftat nach § 202 StGB vorliegt. Etwas anderes gilt nur, wenn die Postkarte sich in einem geschlossenen Behältnis befindet; ansonsten ist der auf eine Postkarte geschriebene Text nicht gesondert geschützt, zurückzuführen auf die Londoner Protokolle von 1945. Den Abschluss des Themas brachte Ritter Salomon mit folgender Fechsung auf den Punkt:

Die Postkarte*

Reisen ist die schöne Zeit,
in der man sich besonders freut,
fernab des Alltags und der Sorgen,
ein and’res Leben sich zu borgen.

Je ferner liegt der Reise Ziel,
gehört es quasi schon zum Spiel,
durch schöner Bilder Traumpassage
Daheimgebliebenen die lange Nase
– verstärkt noch durch gemeines Texten –
mitten ins Gesicht zu hexen.

Dies geschieht, es ist jammerschade,
auch und eben dann schon gerade,
selbst wenn der Urlaub trüb und grau,
kein Sonnenschein, kein Königsblau,
das Zimmer verdreckt, das Essen mies,
die Freundin einen kalt verließ.

Wie clever handelt da der Mann
– man es auch höflich nennen kann –
der nach dem Motto:
„Bevor ich meinen Heimweg starte,
schreibe ich schnell noch eine Karte!“
spielt quasi Lotto
aussucht recht schönes Motiv,
schreibt sodann mal schräg, mal schief,
so dass der Leser rätseln muss,
wes Inhalts ist der Kartengruß.

So ging es mir grad jedenfalls
mit Grüßen aus der Oberpfalz.
Ich finde dieses sehr gelungen.
Andere sprechen von bösen Zungen…

*) Wer an der Junkertafel nicht gepennt,
weiß, dass Postkarte man Sendwisch nennt.

(c) Friedrich Löwenberg, 05.07.2021
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