Kaum Prüfling, geht das Gekratze an meinen Beinen schon weiter: Jetzt möchte er auch ausreiten, der feine Herr! Tja… wenn ein Ameisenbär einen mit den kleinen schwarzen Knopfaugen so treu anblinzelt, wie kann man ihm da einen Wunsch abschlagen. Doch – wohin ausreiten?
Auf in die Truÿmannia!
Die Wahl fiel nach kurzem Nachdenken auf die Sigiburg der Truÿmannia, denn hierfür gab es gleich drei gute bis sehr gute Gründe:
- Die 2995. Sippung war die „Pilgersippung“, und somit passte unser Prüfling Julius hervorragend zum Thema.
- Dortmund ist als Welthauptstadt der Ameisenbären bekannt.
- Der Ausritt war ohnehin geplant, um den begehrten Orden „Rhein-Ruhr-Vagabund“ in Empfang zu nehmen.
Also, Junkerhelm geschnappt, Stinkross gesattelt, Julius unter den Arm geschnallt, und auf in den Stau!
Davon ließen wir uns aber nicht die Laune verhageln, sondern trällerten im Duett das eine oder andere schlaraffische Liedchen, auch wenn Julius Zunge dabei manchmal Gefahr lief, sich im Lenkrad zu verheddern.
Der erste Teil
Schon beim Einritt sorgte Julius mit seinem eigenen Einrittszettel für Verwirrung. Doch diese war schnell geklärt, und der Einritt konnte gebührend zelebriert werden, wobei Julius wortwörtlich von Junker Karsten auf Händen zum Thron getragen wurde. Das hat der kleine Bär natürlich sehr genossen!
Einen Willekumm gab es für Julius nicht, da er ja noch kein vollwertiger Schlaraffe ist.
Sassen der Truÿmannia als auch die eingerittenen Gäste aus der Dusseldorpia und der Mimegarda betrachteten mit großem Interesse unseren kleinen Ameisenbären und schüttelten ihm herzlich die Kralle, die Nase oder auch den Schwanz zur Begrüßung.
Julius wurde auch an der Junkertafel freudig begrüßt und bekam einen Platz direkt auf dem Tisch. Von hier konnte er verfolgen und bewundern, wie wackeren jugendlichen Streitern des Uhus feierlich der Orden des Rhein-Ruhr-Vagabunden verliehen wurde, darunter auch unserem Junker Karsten. So verging der erste Teil wie im Flug.
Der zweite Teil
Julius wurde nun zunehmend nervöser, denn er hatte sich in die Fechsungsliste eingetragen, und das war für ihn eine Premiere. Als er sich dann in der Rostra in wohl gereimten Versen dem Reych vorstellte, sich für den herzlichen Empfang und fulminanten Einritt bedankte und alle Anwesenden zu einem Gegenbesuch in die Colonia Agrippina einlud, hatte er alle Herzen erobert. Hier ein Auszug aus seiner Fechsung:
„Ich danke den Truymannen für den herzlichen Empfang,
Prüfling Julius, gegeben auf der Sigiburg am 27. im Lethemond a.U. 164
durch Begrüßung, Labung und Willkommensklang.
Grüßend schnuffel ich dazu, mit erkennbarem Genuss,
Euer Freund, die Gesichtsbanane namens Julius.“
Schnuffelnd begab sich Julius daraufhin vor die Stufen des Throns und genoss es sichtbar, sich vom Reych gebührend feiern zu lassen.
Für diese gar bärige Fechsung bekam unser Prüfling einen ganz besonders schönen Ahnen, gestiftet von Ritter Bär, „der Starke“. Sicherlich hätte Ritter Bär diese Verleihung genossen, doch hatte der wackere Sasse der Truÿmannia am 24. im Eismond a.U. 163 seinen einsamen Ritt nach Ahalla antreten müssen.
Um so schöner ist es da, dass der Ahn des stolzen Ritters nun einen ebenso stolzen Ameisenbären schmückt, der ihn am Ohr trägt, durch das Uhuversum streift, und damit die Erinnerung an Ritter Bär lebendig hält.
Die Bären, die ich rief…
Doch damit war nun das Unglück geschehen und die Büchse der Pandora geöffnet. Denn dieser herrliche Ahn weckte unter der anwesenden Sassenschaft Begehrlichkeiten, und es entbrannte ein bäriger Wettstreit, im wahrsten Sinne des Wortes: Der güldene Ball flog hin und Bär, Verzeihung, her. Bei jeder Gelegenheit wurde versucht, dem Thron einen Bären aufzubinden, um dafür im Gegenzug auch einen Ahn von Ritter Bär zu erhaschen. Ritter Nie-Ni-Veau aus dem Reych Dusseldorpia versuchte es mit den Verkehrsmitteln „Hubschraubär“ und „Bär-Tram“, erntete dafür jedoch keine Punkte bei der Herrlichkeit. Ritter Nicht-Lustig aus dem eigenen Reych verwies auf seine Burgfrau „Pia-Bär-bel“, kam damit jedoch ebenfalls nicht zum Zug. Julius stellte die Frage, ob ein zweiter Bär, wenn er auf ihn träfe, dann automatisch ein „Bi-Bär“ wäre. Viele weitere lustige Wortspielereien, auch mit Berühmtheiten, schlossen sich an: „Götz von Bär-lichingen“, „Hector Bär-lioz“, „Cyrano von Bär-gerac“, „Bär-tolt Brecht“. Der „Bär“ blieb den gesamten zweiten Teil über dominant, und der güldene Ball flog und flog. Es wollte schier nicht enden, und mit jedem Einwurf wurde die Stimmung ausgelassener. Julius hatte die Sippung gekapert!
Doch genug ist genug. Schließlich sind wir nicht zum Spaß hier, denn auch Humor ist mit Ernst zu betreiben. So wurde das Reych vom Thron zur Odnung gerufen mit den Worten: „Es wird jetzt alles etwas sehr bärig hier! Zurück zur Fechsungsliste. Es hat nun die Worte: Junker Bernfried.“
Das Reych feierte laut lachend den Aufruf von Junker „Bär-nfried“. Die Erleuchtung der Herrlichkeit flackerte einen Augenblick, dann fiel der Groschen – und brachte der Herrlichkeit den „Spätzünder-Ahn“ ein, den sein Amtsbruder zur Rechten feixend hervorgekramt hatte.
Nachdem alle Fechsungen abgearbeitet waren wurde mit der Feststellung, dass auch das Sippungsschlusslied einen „Bären“ enthält, die 2995. Sippung des allzeyt fröhlichen Reyches Truÿmannia beendet. Offen bleibt allein die Frage von Julius zum „Bi-Bär“, welche die Herrlichkeit bis zum Tamtam-Schlag nicht beantwortet hatte.
Wir danken der Truÿmannia für diesen fulminanten Abend, der lange in Erinnerung bleiben wird. Wer nun Interesse hat, Julius selbst kennen zu lernen, der möge ihn einfach in der Colonia Agrippina besuchen kommen. Doch obacht, Julius ist auf den Geschmack gekommen und wird noch öfter ausreyten. Prüft daher vorab hier auf der Webseite, ob er nicht bereits Pläne hat, das nächste Reych an sich zu reißen.
Ein besonderer Dank gilt Ritter Marcato (177) für die freundliche Bereitstellung und Genehmigung zur Veröffentlichung der Fotos.