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Berlin ist eine Reise wert!

In der vergangenen Woche habe ich mich zu den östlichsten Reychen auf meiner Ausrittsliste aufgemacht. Dazu muss noch gesagt werden, dass die Sippung der Lietzowia ein wenig eine Mogelpackung war. Aus Platzgründen fand diese nämlich in der Arminburg der Berolina statt, insofern war das dann nur ein halber Einritt. Aber was für einer! So viel sei schon vorweg genommen.

Volles Programm

Warum eigentlich Berlin? Nun, zunächst war da der dreifacher Ritterschlag in der Lietzowia: Die Junker Dieter, Ruprecht und Sigurd waren für reif genug befunden worden, die Flausen der Jugend hinter sich zu lassen und die Einbahnstraße Richtung Rittertafel zu beschreiten. Dann ergab sich am Freitag in der Berolina die Gelegenheit zur Teilnahme an einer Gemeinschaftssippung der allzeyt fröhlichen Reyche Berolina, Lietzowia und Potsdamia. Drei Willekumm-Ahnen auf einmal einsacken, das nenne ich Effizienz! Und der krönende Abschluss der Reise war dann die Einladung unseres Junker Jan am Samstag zur Feier des Wiegenfestes im engen Freundeskreis. Ein wahrhaft königlich-schlaraffisches Programm also!

Wenn einer eine Reise tut…

…dann kann er auch was berichten. Also hier mein Reisebericht.

Die Bahn

Wenn man heute und hierzulande davon spricht, dass man mit der Bahn gefahren ist und mit „nur“ einer halben Stunde Verspätung angekommen ist, dann gilt das schon als wahrlich großartige Leistung. Nicht nur, dass man tatsächlich angekommen ist, sondern man ist sogar noch dort angekommen, wo man auch wirklich hin wollte. Und das in einem Zeitrahmen, der keine Erstattungsansprüche aufgrund von Fahrgastrechten begründet.

Gut, in anderen Ländern wie Japan würde bei einer solchen Verspätung vermutlich das gesamte höhere und mittlere Management mit dem Tanto kollektiven Seppuku begehen. Andere Länder, andere Sitten, aber hier sind wir schließlich im technologisch fortschrittlichen Deutschland und deshalb machen wir das hier eben anders.

Das stellte endgültig die Rückfahrt unter Beweis, denn auch hier kam ich mit einer halben Stunde Verspätung am Zielbahnhof an…

Das Hotel

Empfehlen kann ich auf jeden Fall das B&B Hotel Berlin am Potsdamer Platz. Vom Bahnhof ist das Hotel bequem mit dem Bus erreichbar, und schräg gegenüber liegt das Hotel „Lulu Guldsmeden“, was schon beim Aussteigen Lust auf Schlaraffia macht. Zudem ist die Arminburg nur wenige hundert Meter entfernt. Damit ist das Hotel nach der Sippung auch dann noch fußläufig erreichbar, wenn die Krystalline etwas… sagen wir… intensiver war.

Die Zimmer sind zwar nur unwesentlich größer als ein mittlerer Schuhkarton (nach dem Öffnen des Fensters musste ich über das Bett zurück ins Zimmer krabbeln), es gibt nur Hocker statt Stühle, und das Toilettenpapier hat Autobahnraststättenqualität. Aber die Zimmer sind sehr sauber, modern und funktional eingerichtet, das Bett ist herrlich bequem und das Personal freundlich und hilfsbereit. Dazu kommt ein sehr moderater Preis für die zentrale Lage. Ungewohnt war allerdings, dass es so gar keine Schlüssel gibt. Man erhält statt dessen einen 6-stelligen Code, der sowohl die Außen- als auch die Zimmertür öffnet. Prinzipiell nicht schlecht, aber trotzdem hatte ich irgendwie immer das Gefühl, ich habe meinen Schlüssel vergessen. Und warum der Zimmerpreis mit der Anzahl der Übernachtungen stetig ansteigt erschließt sich mir auch nicht. Also in Summe irgendwie herrlich schrullig, und damit ein klarer Tipp von mir!

Schlaraffia in Berlin

Aus vorgenannten Gründen konnte nur die Arminburg besichtigt werden. Der Zutritt erfolgt über den Hinterhof und einer dortig gelegenen Kellertreppe. Wenn man weiß, dass hier der Uhu wohnt, wird man auch fündig. Wenn nicht, geht man vermutlich einfach an dem Gebäude vorbei.

Ritterschlag

Einkleber Ritterschlag Lietzowia a.U. 164
Einkleber Ritterschlag Lietzowia a.U. 164

Flog im ersten Teil der Sippung noch der goldene Ball, fieberte dennoch jeder dem Ritterschlag im zweiten Teil entgegen. Eine Vielzahl von Gästen waren erschienen um dem Ritterschlag der Freunde beizuwohnen. Selbst ferne Reyche wie „Rio Carioca“ und „Perla Andina“ waren durch stolze Recken vertreten.

Das höchst feierliche Zeremoniell wurde regeltreu und zur Freude aller durchgeführt. Aller? Nun, vielleicht nicht, denn zumindest der Junkermeister dürfte seine Schützlinge mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge aus seiner Obhut entlassen haben. Abschließend wurden von den Gästen noch einige feierliche und qualitativ hochwertige Beiträge zum Besten gegeben, die das Ereignis würdig abgerundet haben.

Nach all der harten Arbeit war es dann aber auch endlich Zeit für die Schmuspause. Buletten, Kartoffelsalat, Fischhappen, zarter Schinken, frittierter Blumenkohl, Schokoküsse zum Nachtisch und viele andere Leckereien warteten auf die Teilnehmer, die sich fröhlich beim Liebesmahl und in der sich nahtlos anschließenden Krystalline amüsierten.

Gemeinschaftssippung

Bereits am Folgetag wartete das nächste Highlight der Reise: Wer von Euch geneigten Lesern hat es außer mir geschafft, gleich drei Willekumm-Ahnen in nur einer Sippung „abzustauben“? Das nenne ich Effizienz, wie sie nur uhuversumsbeste Junkertafel planen kann.

Es entfaltete sich ein herrliches Spiel der drei Reyche Berolina, Lietzowia und Potsdamia. Es wurden noch Fechsungen vorgetragen, die sich auf den Ritterschlag am Vortag bezogen, aber aus Zeitgründen gar nicht alle abgearbeitet werden konnten. Dazu wurden die aus dem Thema „Gemeine Gemeinsamkeiten“ resultierenden häufigen Funktionswechel spielerisch und mit viel Geschick in den Fechsungsablauf integriert, so dass der goldene Ball kaum zur Ruhe kam. Und wenn doch, wurde er geschickt und mit viel Elan von der gerade fungierenden Herrlichkeit wieder in das Reych gekickt. Hier erinnere ich mich besonders an die (tatsächlichen oder vorgeschobenen) Eingriffe in die Funktion, die dann auch schon einmal den Gang ins feuchte Verlies oder eine gar barbarisch anmutende drastische Pön eines Oberschlaraffen (drei Uhudeut) zur Folge haben konnten.

„Wodka-Reych“

Im Vorfeld hatte man mich noch vor dem „Wodka-Reych“ gewarnt, mit unzähligen Schauergeschichten: Weil man bereits in der Vorburg mit Ihis begrüßt wird, beträte man bereits mit schwerer Schlagseite die Burg, noch bevor die Sippung begonnen hat. Und nach der Krystalline schaffe man es nur noch auf allen Vieren zurück in die Heimburg – oder alternativ in einem Fahrzeug mit dem Licht der kreisenden blauen Kerzen (nicht der Freundschaft) in die nächste Notaufnahme. Nun… das ist passé. Ja, ich weiß was ihr jetzt denkt. Wirklich schade!

Aber nun mal wieder ernsthaft, schließlich ist das hier ja eine seriöse Seite. (Also, manchmal.) Diese Zeiten hat es offenbar wirklich gegeben, denn mit der mir eigenen Unverfrorenheit habe ich natürlich einfach mal direkt gefragt. Aber wie so vieles andere sind auch die Sassen der Berolina älter geworden, also reifer meine ich natürlich. Und mit der Erkenntnis, dass sich neue Jungschlaraffen von der Intensivstation nur schwerlich rekrutieren lassen, insbesondere wenn diese nicht mehr wissen, was am Vorabend passiert ist und wie sie eigentlich heißen, hat sich auch das Procedere geändert.

Lasst Euch also nicht abschrecken von diesen Geschichten! Wer Quell, Lethe und Ihis in diversen Geschmacksrichtungen verköstigen möchte, der hat reichlich Gelegenheit dazu und bestellt nach Gusto, wie in anderen Reychen auch. Das Wodka-Reych jedenfalls ist versunken.

Fazit

Zum Ende des Berichtes stellt sich nun die Frage: Lohnt sich eine Reise nach Berlin? Und ich kann auf jeden Fall und ruhigen Gewissens antworten: Auf jeden Fall! Und sollte sich jemand dazu entschließen eines der drei Reyche zu besuchen und aus hiesigen Gemarkungen stammen, so hoffe ich auf eine Anfrage, ob ich wieder mit von der Partie bin. Denn eines steht fest: Das wird nicht mein letzter Besuch in Berlin gewesen sein!