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Ausrittsbericht Augusta Trevirorum

Was gibt es Schöneres, als das Schönste im Leben mit dem zweitschönsten zu kombinieren? Mit diesen Worten begrüßte ich als eingerittener Gast das Reych, natürlich nicht ohne Grüße aus der Colonia zu übermitteln. Und gemeint waren in diesem Fall Schlaraffia und Urlaub: Als nächstgelegenes Reych bot sich die Augusta Trevirorum hervorragend für einen Ausritt an, um auch im Urlaub geistig gefordert zu werden.

Wetter und Gefühle im Herbst

So lautetet das Thema der Sippung, und da ich auf meinen Wanderungen in Luxemburg und Deutschland jede Menge Eindrücke zum Thema habe sammeln können, hatte ich auch eine kleine Fechsung zum Thema im Gepäck.

Willkommen geheißen wurde ich zunächst von einem ansehnlichen Stau über eine der Moselbrücken, der zusammen mit der Parkplatzsuche fast eine pünktliche Teilnahme verhindert hätte. Doch so fiel nur die Atzung vor der Sippung aus, es reicht gerade noch, Froschlethe und Pseudo-Quell zu beschaffen, da wurde auch schon zur Sippung gerufen.

Erstkontakt

Die Burg liegt im Obergeschoss einer Weinkellerei, die in Form eines Weinkellers aufgebaut ist. Weiß getünchte Wände sorgen für ein behagliches Wohlfühlklima, und an den Wänden gibt es viel zu entdecken: Neben den Ritterwappen findet sich, etwas hinter der Rostra versteckt, auch die etwas platt gesessene Kopie des Schlusslichtes in Form einer Sturmlampe. Als kleinen Streich hatte die Colonia das Schlusslicht seinerzeit entführt, heimlich kopiert, und besagte Kopie durch physikalische Gewalt von einer runden Leuchte in eher eine ovale Leuchte verwandelt und diese an das Reych retourniert. Natürlich waren zuerst die Empörung und später die Erleichterung groß, als festgestellt wurde, dass eben nicht das Original, sondern nur die Kopie optimiert worden war. Dennoch – dieser schlaraffische Streich bliebt den Treverern bis heute lebendig im Gedächtnis.

Sippungsgeschehen

Wie vom Themenabend nicht anders zu erwarten war, drehten sich alle Fechsungen um das Thema „Herbst“, zumeist mit wehmütigen und eher melancholischen Untertönen ob des Vergehens und des bevorstehenden, unausweichlich heranrückenden Winters. Eine Fechsung über den Fliegenpilz beschrieb zunächst fürtrefflich und lehrreich die Eigenschaften des Pilzes. Doch als es zu den Ausführungen kam, woher der Fliegenpilz seinen Namen habe, da hatte der fürsorgliche Gestrenge auch schon schützend seine beiden Hände über die sechs Ohren der anwesenden drei Junker und Knappen gelegt, fielen da Worte wie Rauschmittel, Orgie und andere Dinge, die nur für Ritterohren bestimmt waren. Auch ich hatte einige Verse gedrechselt, allerdings habe ich mir vorbehalten, das an sich etwas schwermütige Thema aufzulockern, denn bringt es uns doch auch Freude: Schließlich, das weiß ein jeder Schlaraffe, bedeutet der Herbst auch der Beginn der Winterung: Endlich können wir wieder sippen, anstatt uns nur mit dem kargen Sommerungsprogramm herumzuschlagen (und sogar dieses war ja in dieser Jahrung ausgefallen).

Den Vogel aber schossen die musikalischen Beiträge ab. Von Robert Stolz wurde das bekannte Lied „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“ vom Ritter Ferry-Bacsi brillant dargeboten. Unwillkürlich musste ich dabei an unseren Ritter Râga denken. Auch der Junkermeister, Ritter T(h)orulf mit H, brachte ein Stück zu Gehör, welches das Wenden von Heu zum Thema hatte. Der Refrain ging ins Ohr und nistete sich dort auch ein:
Heu Heu Heu Heu Heu Heu Heu Heuwende. Heu Heu Heu Heu Heu Heuwende Heu.

Fazit

Viel zu schnell ging der Abend vorbei, trotz des etwas schwermütig angehauchten Themas der Sippung. Kredenzt wurde in der Schmuspause vom Styx ein hervorragend mundendes Chili con carne, von dem auch ein Nachschlag sehr willkommen war.

Völlig anders als in der Colonia Agrippina sind zwei Dinge: Das Schlusslicht, da es eine Laterne ist, wird zu jeder Sippung feierlich entzündet und gelöscht; beide Vorgänge werden jedoch stets durch eine kleine Fechsung begleitet. Dieses Verfahren finde ich nachahmenswert, schult es doch die jüngsten Knappen an der Junkertafel im besonderen Maße. Der zweite Unterschied liegt darin, dass der Mundschenk jedem Fechsenden ein kleines Gemäß mit Lethe anbietet. Wer nach der Sippung noch mit dem Benzin- oder Stinkross weiter muss, sollte sich besser nicht allzu viele Blitze einfallen lassen. Sonst könnte es auf dem Rückweg Probleme mit denselben geben, oder den Freunden und Helfern in Uniform.

Das gesamte Reych grüßt das h.R. Colonia Agrippina, hier insbesondere den Ehrenritter Salomon, den Ritter Choreoso und den Ritter Uhumboldt.

Ein gelungener Abend in einem kleinen, aber feinen Reych, in dem jeder Einreitende sofort und von allen freudig begrüßt und aufgenommen wird. Leider ist es ein „Mittwochsreych“, und damit für Berufstätige schwer zu bereisen. Aber ich werde sicherlich wiederkommen zur Augusta Trevirorum. Das sei hiermit bereits angedroht!

Fechsung Junker Karsten

Sind die Blätter rot, braun, goldig,
Und der Himmel häufig wolkig,
Scheint die Sonne nur beizeiten,
Ist es Herbst.

Wird es draußen früher dunkel,
Der Bauer erntet manche Runkel,
Von Feldern, Flächen, Äckern weiten,
Ist es Herbst.

Man sucht die letzten Sonnenstrahlen,
einzufangen, auch die fahlen,
Kosten von des Sommers Wärme - doch
Ist es Herbst.

Wenn der Specht mit Schnabels Kraft,
Klopfend sich ein Nestchen schafft,
Hackt mühsam in das Holz ein Loch,
Ist es Herbst.

Der Igel rennt, rafft an und klaubt
Was kürzlich noch den Baum belaubt
Schafft sich zum Winter ein heimelig Bett,
Ist es Herbst.

Gegen die Kälte hilft kräftiger Tee,
Der Wetterbericht spricht gar von Schnee
Rausgekramt wird das Winterbett,
Ist es Herbst.

Blätter im Wald, die leis vermodern
Kartoffelfeuer, die von Ferne lodern
Als Zeichen der Vergänglichkeit,
Ist es Herbst.

Was einst blühte, ward Dir genommen,
Sei gewiß, es wird nie wieder kommen!
Doch nur zu klagen ist wenig gescheit,
Ist es Herbst.

So werden den Menschen die Gedanken schwer,
wissend, was war, das ist nicht mehr.
Und was passiert morgen, was wird aus mir?
Ist es Herbst.

Ist draußen alles müd und träge,
Wird mancher Mann aber plötzlich rege
Schnappt Stift sich, und ein Blatt Papier,
Ist es Herbst.

Mit frohem Mut, geschärftem Sinn,
Eilt dieser Mann zur Sippung hin,
Zu treffen seine lieben Uhubrüder.
Ist es Herbst.

Denn mit Sommers Ende vergeht die Zeit
Der qualvollen Enthaltsamkeit
Sieht stehn sich in der Rostra wieder,
Ist es Herbst.

Wenn Schlaraffen wieder sippen gehen
Geschlossen in Freundschaft beisammen stehen
Und darbieten des Scharfsinns reife Frucht.
Die ihresgleichen auf Erden sucht,
Wenn der Kunst gefrönt wird, und dem Humor,
Bei Gläserklang, wie nie zuvor,
Dann freut Euch: Es ist Herbst!

Lulu!