Walter Hemmersbach 15 , wohnt am Rande einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Düren.
In diesen letzten Kriegstagen, die Schulen geschlossen, die Häuser zerstört, sucht Walter täglich im Wald nach Feuerholz. Es ist Februar 1945. Es ist ein nasser, eisiger Winter. Es hat in den letzten Tagen nicht geschneit, aber es ist sehr kalt, Minusgrade, der Boden ist gefroren. Ein Stück tief im Wald hält Walter plötzlich inne, im Unterholz liegt ein Mensch. Walter geht vorsichtig einen Schritt näher, und eine Pistole wird auf ihn gerichtet. Erschrocken bleibt er stehen, und sieht in ein schmerzverzerrtes, zerkratztes Gesicht. Der Fremde trägt eine Uniform. Es muss ein Soldat sein, der scheinbar verwundet ist, aber kein Deutscher, warum sollte der ihn denn mit einer Pistole bedrohen?
„Wer ist das und wo kommt der her?“
Walter spricht ihn an, bekommt aber keine Antwort. „Ein Ami?“ In seinem Schulenglisch fragt er: „You need help?“ Der Fremde scheint erleichtert, senkt die Pistole und antwortet: „I think, my leg is broken.“ und zeigt nach oben, wo in den Baumgipfeln ein Fallschirm baumelt. Der Fremde ist also ein Flieger, er ist in den Baumspitzen gelandet, hat sich los geschnitten und ist ca 6 Meter durch die Äste auf den hart gefrorenen Waldboden aufgeschlagen. Daher also das blutige, zerkratzte Gesicht. Was soll er tun, überlegt Walter? Er kann ihn da nicht liegen lassen, er wird erfrieren. Walter fasst einen Entschluss.
„I can take you to my home, fünfzehn Minuten.“, sagt Walter.
Der Fremde hat sich bei dem Sturz aus 6 Meter wahrscheinlich ausser dem Bein auch ein paar Rippen gebrochen, denn jede Bewegung tut ihm weh. Wie soll er ihn nach Hause bringen? Walter zeigt auf seinen Bollerwagen und fragt: „Can you move?“ der Andere nickt. Walter geht zu ihm, greift ihm unter die Arme und bringt ihn erstmal in eine Sitzstellung. Mit viel Mühe hebt er Bob in das Wägelchen, da sitzt er. Walter hat einen langen Ast gefunden, mit dem er das gebrochene Bein auf die Wagenkante stützen kann. Vorsichtig zieht er den Bollerwagen über den holprigen Waldweg.
Fast eine Stunde braucht Walter bis nach Hause. Seine Mutter hat ihn kommen sehen und steht in der Tür. Er erklärt ihr kurz wer das ist, und gemeinsam schleppen sie ihn ins Haus und legen ihn auf das Sofa.
Nachdem seine Mutter dem Fremden die nassen Kleider ausgezogen hat, das Bein geschient, Wunden im Gesicht gesäubert hat, zieht sie ihm warme Kleider ihres Mannes an und hüllt ihn in eine warme Decke. Er sagt sein Name sei Robert. Die Mutter beschließt, ihn so schnell wie möglich ins Kellerversteck zu bringen, denn man wird sicher nach dem Piloten des abgestürzten Flugzeuges suchen.
Nach Arbeit im Wald und im Haus, ist Walter bei Robert. Der unterrichtet ihn in Englisch, korrigiert seine Aussprache und lehrt ihn neue Wörter und Sätze. Die Rangabzeichen der Army interessierten Walter, denn er muss mit den Amerikanern sprechen, wenn sie kommen.
Einmal kommt eine Streife ins Haus und sucht sowohl Walter als auch Robert, beide aber sind gut versteckt. Nach ängstlichen Minuten fragt Walter seine Mutter: „Hast du denn keine Gewissensbisse einem Feind zu helfen?“ Doch die belehrt ihn: „Er ist nicht der Feind, er ist der Gegner, das macht einen feinen Unterschied, den wirst du später noch lernen. Im übrigen, ein Mensch in Not, da gibt es nichts zu überlegen. Ich bin stolz auf dich, du hast das richtige getan.“, sagt die Mutter.
Am Ort erwartet man schon lange die ersten amerikanischen Truppen. Vom Dach aus sieht und hört er die ersten amerikanischen Truppen und ihre Fahrzeuge. Walter alarmiert seine Mutter, er hat an einem Besenstiel ein weisses Handtuch, damit macht er sich auf den Weg zur Landstrasse. Robert hat ihm gesagt, was er sagen soll.
Einen der vorbeiziehenden Soldaten spricht er an: „Sir, may I speak to an officer?“ Der Soldat lacht: „Why, you want to join us?“ Er winkte aber nach hinten und ein anderer Soldat tritt zu ihnen. Es ist ein Captain. Walter salutiert und sagt: „Captain, Sir, at my home I have a wounded US-Airman he needs medical help, would you please send after an ambulance to take care of him?“ „What are you talking about?“ sagt der Offizier, und winkt einen Jeep herbei und sagte zu Walter: „Hop in, show us.“
Robert empfängt den Captain in einem Sessel. Er erklärt, was passiert ist, wie ihm geholfen wurde und wie man ihn im Haus zwei Wochen versteckt habe. Er bittet dann noch, wenn sie eine Ambulanz senden, bitte auch Essbares mit zu schicken, da es im Haus fast keine Lebensmittel mehr gäbe. Der Captain verspricht alles, er dankt Walter und der Mutter im Namen der Army, und klopft Walter auf die Schulter: „Walter, you are a brave boy.“
Die Ambulanz kommt noch am selben Tag. Die Sanitäter heben Robert in den Wagen und haben auch zwei Kartons mit Lebensmitteln dabei.
Nach einem herzlichen Abschied, ist für die Hemmersbachs damit der Krieg zu Ende.