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Ausritt in die Oberpfalz

Profane Arbeiten trieben mich, das Schlusslicht unseres herrlichen Reyches, in die Oberpfalz nach Strahlfeld. Für den Fall, dass kaum jemand den Ort kennt: er liegt zwischen Amberg und Regensburg auf 49° 12′ 0“ nördlicher Länge und 12° 31′ 0“ östlicher Breite. Dort habe ich das Archiv der frommen Missionsdominikanerinnen verwüstet. Ist das eigentlich wirklich eine profane Sache?

Freitag, 22. im Ostermonde, Glock 7 1/2 des Abends Abgang von einem Hotel in Regensburg. Wieder habe ich die Burg im alten Rathaus suchen müssen. Wer sie kennt, ist gut dran. Aber ich fand sie. Also hinein – und schon sah ich alte Bekannte. Vier Junker, von denen ich mit dreien bereits den einen oder anderen Postsippungsquell gehoben hatte. Vier Junker auf dem Weg zum Ritterschlag. Cool der eine, nervös der andere, alle hatten ihre Danksagungen vorbereitet, der Junkermeister in Tränen aufgelöst genau wie die Junkertafel, die jetzt noch aus einem noch Prüfling besteht. Kein Firlefanzgegner für uns mehr. Erster Sippungsteil. Voller Einritt, 22 eigene Sassen, 23 Gäste, volle Burg. Volles Einrittsprogramm, jeder bekam einen Schnaps. Ich mit Hotelzimmer auch. Und ein Sasse fiel um: „Einen Arzt! Einen Arzt!“. Anders als zuletzt, wo ich da war und Unglück brachte, ging der Sasse schnell wieder auf zwei Beinen. Sonst war alles wie bei uns, nur ohne Verlesung des amtlichen Protokolls, das wurde nur gezeigt. Es gab also eines. Aber das NAP wurde verlesen. Dann viele Grußbotschaften, der Kanzler redete sich in Schnapslaune. Zum Seppelhort Schmuspause hörte man das Schnorrlied, konnte ich auch. Es kamen noch weniger Münzen als bei uns, nur 200 Rosenobel, die dann durch den Schwächeanfall eines Gastes zugunsten der Ratisbonen auf 250 anwuchsen. Diese Oberpfälzer können von unseren Unsummen mit 30 minus nur alpträumen! Pause, Ritterschlag, perfekt zelebriert, wunderbar choreographiert, alles nach Spiegel und Co, echt salomonisch. Herrlisch. Dankreden, Verlesung einer Grußbotschaft aus der Colonia, vier Fechsungen, dann gab es Krapfen. Die besten des Jahres. Um 23 gingen die ersten, um 0.30 sah ich die letzten Gäste gehen. Die vier Jungritter wollen uns Colonen einmal besuchen. Und zu den Gladebachen fahren. Das wird ein November- oder Dezemberspaß!

Dienstag, 26. im selben, Glock 6 des Abends. Bei Schweinewetter fuhr ich von Strahlfeld (s. o.) zur Strubringa. im 4. Stück über der Hypovereinsbank sind drei aufgelassene Wohnungen, in einer hausen die Strubingen, mit Styxin und hasse nich gesehen. Großartiges Essen, beste Brezen, alkoholfreies Bier vom Feinsten, gebraut von der Karmeliterbrauererei. Die Mönche sind seit 220 Jahren weg, die Brauerei tut es noch. Note 10,0. Die Sippung heute inkludierte die Jahreshauptversammlung, viel Schaps und auch die Wahlschlaraffiade. Dauerte auch bis halb 12. Großartig der Seppelhort: Fünf Freiwillige spielten, offensichtlich bar jeder Kenntnis kultivierter Notenvortragerei, die allerschröcklichste Blasmusi. Da zahlte man freiwillig, damit die aufhörten. Im Fechungsreigen verstanden der Zinkenmeister und ich uns nicht richtig und so ging „In unserm Veedel“ leicht schief. Macht aber nichts, ich darf nächstes Mal zu den fünf Freiwilligen ins ReichsöhmReichsöhm also dahin. Ein Prüfling trug seinen Lebenslauf vor. Das ist dort so üblich. „Dürfen wir also annehmen, dass Ihr Schlaraffe zu werden wünscht?“ Diese Annahme wurde dem Erleuchtetsten aller Throne bestätigt. Und es gab Schnaps. Sagte ich das bereits? Für Steuerlenker – IH(I).

Ich könnte noch mehr schreiben, weiß aber nicht, was ich aus den vielen Begegnungen und Gesprächen auswählen soll. Jedenfalls das: Wir sehen uns im Windmond, in der Ratisbona, in der Strubinga oder am Eisenhammer. Das wäre dann Amberch.

Junker Josef